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Den Feedback-Kreislauf schließen: Was Europa von Chinas softwaregesteuerter Autostrategie lernen kann

von Christian Ringwald am

Dieser Artikel ist eine Anregung von Christian Ringwald, Senior Product Manager bei SPREAD AI. Christian Ringwald bringt einen Hintergrund in den Bereichen Datenanalyse, E/E-Integration und Produktentwicklung bei Volkswagen mit. Er kombiniert fundiertes technisches Fachwissen mit einer Leidenschaft für KI-getriebene Innovationen in der Automobil- und Verteidigungsindustrie.

Nach jahrelanger Tätigkeit bei europäischen OEMs wird er immer wieder auf eine Realität stoßen: In der Ära der elektrischen und softwaredefinierten Fahrzeuge haben sich die Innovationszyklen drastisch verkürzt.

Während chinesische Automobilhersteller wie NIO neue Fahrzeugsoftwarefunktionen in nur zwei Wochen auf den Markt bringen und Tesla etwa alle vier Wochen Over-the-Air-Updates herausgibt, hinken die europäischen Hersteller oft hinterher, wobei sich die Vorlaufzeiten auf Monate erstrecken. Ein Rückstand bei der Geschwindigkeit ist nicht nur lästig, sondern gefährdet die Marktrelevanz und die Rentabilität.

Was hält die europäischen Automobilhersteller zurück?

Den europäischen Automobilherstellern mangelt es nicht an technischen Fähigkeiten, Ressourcen oder Erfahrung. Wie erklärt sich also der Unterschied in der Markteinführungsgeschwindigkeit?

Die kurze Antwort: eisige Feedbackschleifen in der Softwareentwicklung.

Das Herzstück eines jeden modernen Fahrzeugs sind Millionen von Codezeilen. Doch für die meisten europäischen Automobilhersteller ist der Prozess vom Schreiben einer Codezeile bis zur Prüfung, Integration und Validierung in einem realen Fahrzeug quälend langsam und übermäßig komplex. In der Regel warten die Entwickler Wochen oder sogar Monate, bis sie eine Rückmeldung über die Auswirkungen ihres Codes in einer vollständig integrierten Umgebung erhalten.

Vergleichen Sie das mit führenden chinesischen Automobilherstellern, bei denen schnelle Iterationen der Standard sind. Ihr Vorteil liegt nicht nur in der Agilität, sondern auch in der Architektur, der Kultur und den Werkzeugen.

Eine unterbrochene Feedbackschleife

Schauen wir uns das mal genauer an: Wie sieht diese Rückkopplungsschleife aus (vereinfacht)

  1. Schritt 1: Neue Software einführen und testen lassen: Fragmentierte Toolchains und starre Architekturen

    Die meisten älteren Automobilhersteller arbeiten mit unzusammenhängenden Software-Pipelines. Continuous Integration und Continuous Deployment (CI/CD) sind lückenhaft oder nicht vorhanden, und es dominieren immer noch monolithische Steuergeräte.
  1. Schritt 2: Die Rückmeldung an die Entwickler ist zu langsam

    Ein Entwickler schreibt vielleicht eine Funktion oder behebt einen Fehler, aber es dauert oft Wochen, bis er eine Rückmeldung zu einer Codezeile in der realen Welt eines Autos erhält. Das Feedback ist langsam, indirekt und verzögert, was die Innovation verlangsamt.

Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als Sie einen Code, den Sie vor Wochen geschrieben haben, debuggen mussten? Das ist langsam und fehleranfällig.

Das chinesische Modell von Speed by Design

Autohersteller wie NIO, XPeng und BYD sind mit diesem Rezept für die schnelle Bereitstellung von Funktionen auf dem Vormarsch:

  • Serviceorientierte Architekturen, die Softwaremodule entkoppeln und gezielte Updates ermöglichen.
  • Eine DevOps-first-Kultur, die Fahrzeuge wie ständig verbundene Verbrauchertechnologie und nicht wie statische Maschinen behandelt.
  • Vollständig automatisierte Pipelines für kontinuierliche Integration und Entwicklung (CI/CD) als Standard.
  • Integrierte Incident-Feedback-Schleifen, in denen reale Daten für die Entwicklungsteams sofort umsetzbar sind.

Dies ermöglicht es ihnen, Korrekturen, Verbesserungen oder völlig neue Funktionen innerhalb weniger Wochen - und manchmal sogar Tage - in die Produktion zu überführen.

Warum dies so wichtig ist

Schnelligkeit ist keine eitle Kennzahl, es geht um das Überleben im Wettbewerb. Hier ist der Grund dafür:

Die Kundenerwartungen ändern sich. Tesla- und NIO-Kunden sind an wöchentliche Software-Updates und überraschende Funktionen gewöhnt. Ein Auto-Update, das nur langsam ausgeliefert wird, wirkt wie ein Relikt.

Umsatz und Kundenbindung hängen von der Software ab. Abonnement-Funktionen, digitale Erlebnisse und Apps im Auto sind der Ort, an dem die Gewinnspannen liegen. Verpasst man das Zeitfenster, verliert man den Kunden.

Die Vorschriften ändern sich schnell: Von der Einhaltung der Cybersicherheit bis hin zu Umweltauflagen - neue Anforderungen kommen schnell auf uns zu. Geschwindigkeit ist nicht nur ein Luxus, sondern eine Voraussetzung, um legal zu bleiben.

Die zwei unverzichtbaren Voraussetzungen für einen Weg nach vorn

Wenn die europäischen Automobilhersteller im Zeitalter der softwaredefinierten Fahrzeuge relevant bleiben wollen, müssen sie ihre Strategie zur Softwarebereitstellung grundlegend umgestalten. Zwei Dinge sind dabei von entscheidender Bedeutung:

  1. CI/CD für Fahrzeugsoftware

Implementieren Sie kontinuierliche Integrations- und Bereitstellungspipelines, die es ermöglichen, dass Änderungen automatisch von Entwickler-Commits zu Flotten-Updates fließen. Dies beinhaltet:

  • Automatisierte Build- und Testphasen.
  • Orchestrierung der Bereitstellung über mehrere ECUs hinweg.
  • Simulation und virtuelle Testumgebungen, die Probleme auf Komponenten- oder Systemebenefrühzeitig erkennen können

CI/CD in der Automobilindustrie ist eine Selbstverständlichkeit.

  1. Automatisierte Rückmeldung von Problemen an die Entwickler

Aufschlussreiche Fehlerprotokolle und -beschreibungen, Telemetrie- und Kontextinformationen sowie automatische Ursachenvorschläge müssen automatisch an die zuständigen Entwicklungsteams weitergeleitet werden. Das erfordert:

  • Echtzeit-Beobachtungsinfrastruktur in Fahrzeugen.
  • Systeme zur Ereigniskorrelation, die die Grundursachen aufdecken.
  • Automatische Weiterleitung von Problemen direkt an die zuständigen Ingenieurteams.

Ohne Automatisierung dieses Kreislaufs ist die Zeit zwischen der Veröffentlichung einer neuen Software und dem Erhalt von Feedback für die Entwickler zu lang, sodass Probleme schnell behoben werden müssen.

Meine Meinung: Aufholen ist eine Herausforderung, aber durchaus machbar

Auch wenn der Rückstand unüberwindbar scheint, glaube ich, dass die europäischen Automobilhersteller noch aufholen können. Aber nicht, indem sie massive Transformationsprogramme oder mehrjährige Plattformüberholungen in Angriff nehmen. Stattdessen sollte man klein anfangen.

Der Schlüssel liegt darin, die Feedbackschleife Funktion für Funktion aufzubauen, nicht Fahrzeug für Fahrzeug. Befähigen Sie kleine, interdisziplinäre Teams, die sich aus Funktionsinhabern, Testingenieuren und Softwareentwicklern zusammensetzen, um die Verantwortung für ein bestimmtes Merkmal oder Subsystem zu übernehmen. Geben Sie ihnen die Werkzeuge an die Hand:

  • Erstellung und Bereitstellung von neuem Code durch einen CI/CD-ähnlichen Workflow für ihre Funktion.
  • Erfassen detaillierter Laufzeitdaten und Protokolle von Testfahrzeugen und Simulationsumgebungen und Speichern dieser Daten in zugänglichen, verknüpften Formaten mit Architekturinformationen.
  • Automatisches Erkennen und Beheben von Anomalien oder Regressionen durch die Kombination von Architekturerkenntnissen mit Laufzeitdaten aus Testfahrzeugen.
  • Leiten Sie diese Vorfälle direkt an die zuständigen Softwareteams weiter.

Stellen Sie sich das wie eine agile CI/CD mit schnellem Feedback zu Fehlerindikationenvor , wobei das Feedback eng zwischen Bereitstellung und Lernen fließt.

Sobald dieses Muster für eine Handvoll Schlüsselfunktionen funktioniert - z. B. ADAS-Spurhaltung, Energiemanagement oder Infotainment - haben Sie das Modell erprobt. Von dort aus können Sie es ausweiten. Aber lassen Sie die Geschwindigkeit durch validierte kleine Erfolge wachsen, nicht durch aufgeblähte Big-Bang-Initiativen.

Genau aus diesem Grund konzentriere ich mich auf die Entwicklung von Produkten, die diese Rückkopplungsschleifen schließen und den Ingenieuren schnellere und klarere technische Erkenntnisse vermitteln. Meiner Ansicht nach wird der Rückstand nicht dadurch aufgeholt, dass wir mehr tun oder mehr Prozesse hinzufügen. Es geht darum, schneller zu lernen, die Zeit zwischen einer Codezeile und ihrer Auswirkung in der realen Welt zu verkürzen und dieses Wissen sofort für die Teams nutzbar zu machen, die es benötigen.

Mit dieser veränderten Denkweise ist die Zukunft immer noch in Reichweite. Bei SPREAD erleben wir jeden Tag, wie die Verkürzung von Feedbackschleifen die Entwicklung beschleunigt. Unsere Plattform ermöglicht es den Teams, Probleme bis zu 75 % schneller zu erkennen und die Einhaltung von SOP-Terminen zu gewährleisten.

Die Lektion für Europa ist klar: klein anfangen, Geschwindigkeit in der Praxis beweisen und von dort aus skalieren.

Um mehr darüber zu erfahren, wie SPREAD OEMs hilft, Feedbackschleifen zu schließen und die Auslieferung zu beschleunigen, besuchen Sie unsere Lösungsseite.